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Unfassbare Quellen der Kreativität

 

Der Begriff Kreativität bezog sich im ursprünglichen Sprachgebrauch auf den Bereich der Kunst, wird heute jedoch gleichermaßen auf Wissenschaft, Technik und andere Lebensbereiche angewandt. Man versteht darunter die Fähigkeit, Neues von Bedeutung hervorzubringen und auf dem Weg dahin Wissen, Erfahrung und theoretische Kenntnisse einzusetzen. Beispielsweise wird man einem Architekten wie George Bähr, dem Schöpfer der Frauenkirche in Dresden, unbestritten ein hohes Maß an Kreativität zubilligen und darf davon ausgehen, daß er alle der drei genannten Mittel zum Erzielen seines Erfolges einsetzen mußte und konnte. Nach heutiger Auffassung ist jeder Mensch kreativ oder besitzt zumindest die Fähigkeit zu kreativem Handeln, obwohl er sein Kreativitätspotential nicht in jedem Fall praktisch umsetzt. Ist aber deswegen schon jeder zum Bau einer Frauenkirche auch fähig ? Offenbar nicht. Es muß also Quellen der Kreativität geben, die bei manchen Menschen reichlich sprudeln, bei anderen eher spärlich tröpfeln.

 

Besonders fasziniert sind die Menschen von solchen  Ergebnissen der Kreativität, die Großartiges, Unerwartetes, den Gang der Dinge Veränderndes hervorgebracht oder auch die Auflösung unhaltbarer Situationen bewirkt haben. Die Quellen solcher Kreativität sind in der Regel im doppelten Sinn des Wortes unfassbar : Man kann nicht genau erkennen, welche Vielfalt an Ursachen der kreativen Leistung letztlich zugrundeliegen und wie sie zusammentrafen; es ist aber auch in höchstem Maße erstaunlich, also wiederum unfassbar, daß unter den jeweils vorliegenden äußeren Umständen das erzielte Ergebnis überhaupt zustande kommen konnte. Unerwartet häufig wurden gerade Höchstleistungen von Menschen hervorgebracht, die keine systematische Berufsausbildung auf dem jeweiligen Gebiet durchlaufen hatten, sondern sich das benötigte Basiswissen autodidaktisch auf oft mühsame Weise erworben oder auch erst selbst geschaffen hatten.Einige Beispiele derartiger höchster Kreativität sollen hier vorgestellt werden, zahlreiche andere hätte man noch hinzufügen können. Für alle gilt: Es handelt sich um persönliche Leistungen von Individuen; Teams, Gremien oder Kommisionen wären als Urheber einfach undenkbar, ggf.zur praktischen Umsetzung allerdings nicht zu entbehren.                       zur Startseite

 

Vincent van Gogh     Maler

 

 

 

Vincent van Gogh hatte seine kreativste Phase in seinen beiden letzten Lebensjahren, die er in Südfrankreich in Arles und St. Remy verbrachte. Sein Lebensweg war unstetig, er war in mehreren Berufen tätig, hatte eine bruchstückhafte Ausbildung als Maler, war mit vielen Kollegen vor allem in Paris bekannt und von ihnen beeinflusst. In Arles kam er im Februar 1888 an; er war dorthin in der unerfüllt gebliebenen Hoffnung gereist, in dieser Gegend des besonderen Lichtes eine Art Künstlerkolonie errichten zu können. Es ereignete sich eine Explosion an Kreativität, in den darauffolgenden Jahren entstanden mehr als 500 seiner bekannntesten Gemälde und Zeichungen, die man heute als sein eigentliches Werk ansieht. Mit seiner Ankunft in Arles nahm seine Malerei den für ihn typischen dynamischen Malstil an. Die kreative Zeit war eine Zeit der materiellen Bedrängnis, er lebte von der Unterstützung des Bruders Theo, stand wegen einiger unkonventioneller Verhaltensweisen in ständigem Konflikt mit seiner Umwelt und war gepeinigt von Krankheit. Eine Denunziation brachte ihm einige Zeit Inhaftierung ein. Dies alles scheint jedoch seine Kreativität nicht beeinträchtigt zu haben, seine Hyperaktivität brach sich Bahn, wann immer die Umstände es zuließen. Das Ergebnis kennen und bewundern wir in den großen Museen der Welt. Vincent, wie er signierte, verkaufte zu Lebzeiten ein einziges Bild, heute gehören seine Gemälde zu den begehrtesten und höchstbezahlten auf dem Kunstmarkt.

Mediziner diskutieren die Frage, ob seine Lebensumstände und seine Krankheit sein Werk beeinflusst haben, ein allgemein akzeptiertes Urteil gibt es nicht. Ein Werk wie das von van Gogh, geschaffen unter in jeder Hinsicht bedrückenden Umständen, muß die Frage nach den Quellen der Kreativität aufwerfen. Welche Einsicht kann man aus einem Satz in einem seiner Briefe gewinnen, der lautet

„ Wenn ich einmal etwas wert sein sollte, so bin ich auch jetzt etwas wert, denn Weizen bleibt Weizen,auch wenn die Menschen anfangs denken, es sei Gras  „ ?

Vincent van Gogh

 

Vincent van Gogh   1853 - 1890

 

 

 

Van Gogh-Museum NL     Webmuseum van Gogh     van Gogh-Seite E.Jahn

 

 

 

 

 

 

Michael Faraday     Physiker

 

 

 

Michael Faraday

 

Michael Faraday    1791 - 1867

Michael Faraday ist eine der erstaunlichsten Persönlichkeiten in der gesamten Naturwissenschaft. Der Sohn eines Hufschmiedes machte nach dem Volksschulbesuch eine Buchbinderlehre; er durfte in seiner Freizeit in den ihn besonders interessierenden Büchern über Chemie und Elektrizität lesen. Das hierbei erworbene Wissen verhalf ihm jedoch nicht zu der angestrebten Stelle als Laborant bei der Royal Society. Der Einstieg in die wissenschaftliche Arbeit gelang mit einer zweijährigen Assistententätigkeit bei dem Chemiker Humphry Davy. Die durch seine Arbeit erworbene Reputation brachte ihm 1824 die Berufung in jene Institution als Mitglied ein und bald darauf die Stelle eines Laboratoriumsdirektors.

In der Anfangszeit seiner wissenschatlichen Betätigung entstanden zahlreiche Arbeitsergebnisse auf dem Gebiet der anorganischen und der organischen Chemie. Sein eigentliches Thema aber wurden die elektromagnetischen Erscheinungen, also das Zusammenwirken von Elektrizität und Magnetismus mit den mechanischen Größen Geschwindigkeit und Kraft. Faraday mußte sich dabei mit Zusammenhängen befassen, für welche es bis dahin kein passendes Begriffssystem gab. Zudem war eine extreme Abstraktionsfähigkeit  erforderlich, um die völlig neuen räumlichen Zuordnungen zu verstehen: beim Elektromagnetismus stehen zwei zusammenwirkende Ursachen und die daraus entstehende Wirkung jeweils im Raum aufeiander senkrecht. Als Denkhilfen einsetzbare mathematische Methoden standen Faraday wegen seines Bildungsganges nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Bei ihm liegt damit einer der äußerst seltenen Fälle vor, daß dieser Umstand beim erfolgreichen Bewältigen der anstehenden Herausforderungen kein Hemmnis war, er konnte dies durch überragende Fähigkeit beim Ex-perimentieren mehr als nur ausgleichen  . Neben dem so aufge-fundenen Induktionsgesetz tragen die Grundgesetze der Elektrolyse und die Drehung der Polarisationsebene des Lichtes Faradays Namen.

 

 

 

  Michael Faraday       Royal Institution of G B            Geschichte der Physik     Physiker

 

 

 

 

 

 

Philo Farnsworth     Erfinder

 

 

 

Firmenpolitische Ereignisse und Patentstreitigkeiten in den vierziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts haben aus dem öffentlichen Bewußtsein weitgehend verdrängt, wer tatsächlich der Erfinder des elektronischen Fernsehens ist : Philo Farnsworth. Geboren in Utah und aufgewachsen in Idaho auf der elterlichen Farm kam dem 14-jährigen die Idee, man sollte Bilder vollelektronisch übertragen, da nur mit den dabei erreichbaren hohen Übertragungsgeschwindigkeiten bewegte Bilder zu senden und zu empfangen seien. Unterstützung beim Aufstellen eines ersten Konzeptes hat offenbar die Lektüre populärwissenschaftlicher technischer Magazine, die Idee selbst konten diese ihm jedoch nicht eingegeben haben, denn Vorbilder gab es nicht. Es gibt eine schöne, allerdings vermutlich gut erfundene Legende, wonach ihm der Anblick selbst gepflügter Ackerfurchen den Gedanken zur zeilenweisen Abtastung eines Bildes eingegeben habe.

Das Hauptproblem, welches zu lösen war, betraf die Schaffung einer elektronischen Kamera zur Bildaufnahme. Einen Teil des benötigten theoretischen Rüstzeuges verschaffte ihm ein Univeritätsstudium, welches er jedoch aus Geldmangel nach zwei Jahren abbrechen mußte. Mit unglaublicher Kreativität und Zähigkeit machte er sich an die auch von Rückschlägen nicht freie Herkulesarbeit der Entwicklung des „image dissectors“, der weltweit ersten elektronischen Kamera, die er 1927 funktionsfähig vorstellen konnte. Lange Zeit wurde diese Kamera in der Literatur als „Farnsworth – tube“ bezeichnet. Arglos und wohl auch voll Erfinderstolz erklärte Farnswort einem zeitlich weit zurückliegenden Konkurrenten sein System mit dem Ergebnis, daß dieser, unterstützt von einem Großkonzern, 1933 ein eigenes System vorstellte. Die sich dann tatsächlich vollziehende tragische Entwicklung war eingeleitet: Der Einzelkämpfer Farnsworth wurde Zug um Zug um die Früchte seiner Arbeit gebracht. Ihm gelangen zwar auch in der Folgezeit erfinderische Pionierleistungen auf verschiedenen Gebieten der Elektronik, von seiner genialen Erstidee, dem elektronischen Fernsehen, konnte er jedoch nicht mehr profitieren. Die daraus resultierende Enttäuschung in seinen letzten Lebensjahren kann man nachempfinden. Doch aus welcher Quelle schöpft ein 14-jährger sowohl die Idee, daß man eine elektronische Kamera haben müßte, als auch die Fähigkeit, eine solche zu realisieren, beides ohne ein Vorbild gehabt zu haben ?   

Philo Farnsworth

 

Philo Farnsworth   1906 - 1971

 

 

 

Philo T. Farnsworth       Erfinder Philo Farnsworth

 

 

 

 

George Bähr     Architekt

 

 

 

George Bähr
Frauenkirche

 

George Bähr     1666 – 1738

das Werk steht für seinen Schöpfer

(ein Bild von George Bähr ist nicht überliefert)

Von George Bähr ist uns kein Bild erhalten, deswegen steht das Werk seines Lebens, die Dresdner Frauenkirche, an dessen Stelle. Die in der Überschrift gestellte Frage nach den Quellen der Kreativität hat ihren Ursprung in der Betrachtung dieses Werkes, dessen Entstehung man wahrlich als Wunder bezeichnen kann. Die erfolgreiche Errichtung eines solchen Bauwerkes ist an derart viele Voraussetzungen von der technischen und künstlerischen Gesamt-konzeption über die Fragen der Baustatik bis zur Detailarbeit im Außen- und Innenbereich gebunden, daß man zwingend zur der Frage geführt wird : Woher kommt dies alles ?

George Bähr wurde als Sohn eines Leinewebers in Fürsten-walde/Erzgebirge geboren. Wie es bei Kindern, deren Begabung man erkannt hatte, damals üblich war, wurde er während der Schulzeit vom Dorfpfarrer gefördert. Er machte eine Lehre als Zimmermann und arbeitete ab 1690 in Dresden in seinem Beruf. Eine ersehnte Italienreise, um dort Bauwerke praktisch kennenzulernen, ließ sich nicht verwirklichen; somit befaßte er sich zuhause autodidaktisch mit entsprechenden künstlerischen und technischen Fragen und fertigte für sich Entwürfe von Bauten. Als der 39-jährige zum Dresdener Ratszimmermeister – vergleichbar etwa mit der heutigen Amts-bezeichenung Stadtbaurat – berufen wurde, begann die Phase der kreativen Realisierung seiner Pläne. Zwischen 1705 und 1722 baute er verschiedene Kirchen in der Stadt Dresden und deren weiteren Umgebung sowie auch Wohngebäude. 1722 erteilte ihm die Stadt Dresden den Auftrag zum Bau der Frauenkirche; 4 Jahre Planungszeit folgten bis nach weiteren 8 Jahren Bauzeit 1734 der Innenraum eingeweiht werden konnte. Die endgültige Fertigstellung des Bauwerkes 1743 konnte George Bähr nicht mehr erleben. Eine neue Würdigung seiner kreativen Leistung erleben wir in unserer Zeit mit dem zweiten Wunder rund um die Frauenkirche, nämlich dem erfolgreichen Wiederaufbau in der von Bähr erdachten Konzeption  sechs Jahrzehnte nach ihrer fast vollständigen Zerstörung.  

 

 

 

George Bähr     Frauenkirche

 

 

 

 

 

 

Albert Einstein     Physiker

 

 

 

Albert Einstein hatte zwei große kreative Phasen, die erste, kurzdauernde am Anfang seines Berufsweges, die zweite, etwa zehnjährige direkt danach. Im Jahr 1879 in Ulm als Sohn eines mittelständischen Unter-nehmers geboren, erwarb er sein fachliches Rüstzeug an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, die er 1900 mit dem Diplom eines Fachlehrers für Mathematik und Physik verließ. Nach eigener späterer Aussage war seine Ausbildung in Mathematik etwas zu kurz gekommen, so daß er später bei der Ausarbeitung seiner Theorien Hilfe bei einem Studienkollegen suchen mußte. Dessen Empfehlung brachte ihm auch 1902 eine Anstellung als Experte 3. Klasse beim Schweizer Patentamt in Bern. Zu diesem Zeitpunkt dürfen wir den Beginn seiner ersten kreativen Phase vermuten. Er selbst berichtete, daß er sich schon als Schüler mit der Frage beschäftigt habe, was geschehe, wenn man „einem Lichtstrahl hinterherlaufe“. Gemeint sind damit die Vorgänge, die sich abspielen, wenn zwei sich relativ zueiander bewegende Systeme ihre Relativgeschwindigkeit durch den Austausch von Lichtsignalen bestimmen wollen. Es bleibt ein Rätsel, wie ein mit der Prüfung von Patentanträgen beschäftigter Physiker zunächst zur Beschäftigung mit diesem in der Physik damals hochaktuellen Thema kam und dann auch noch die Lösung fand, welchen berühmten Physikern der Zeit versagt geblieben war. Er veröffentlichte die Arbeit 1905, die heute als Spezielle Relativitätstheorie bezeichnet wird,  zusammen mit zwei weiteren Aufsätzen; für einen davon, die Erklärung des äußeren photoelektrischen Effektes, erhielt er 1921 den Nobelpreis. Die Spezielle Relativitätstheorie revolutionierte unsere Vor-stellung von Raum und Zeit indem sie beide zu einer neuen Größe, der Raumzeit, verschmolz, welche heute eine zentraleRolle in der gesamten Physik spielt. Eine weitere Folge, die Entdeckung der Äquivalenz von Energie und Masse durch Einstein hat zahlreiche Konsequenzen in Wissenschft und Technik. Die kreative Kraft erlahmte nach diesen Ausbrüchen nicht. Sie richtete sich nun auf beschleunigt bewegte Systeme und steuerte mit der Annahme der Gleichwertigkeit von Be-schleunigungskraft und Massenanziehungskraft auf die Ausarbeitung der Allgemeinen Relativitätstheorie zu. Nach einigen Zwischenstationen war Einstein seit 1914 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin ohne Lehrverpflichtung und konnte sich damit voll der Ausarbeitung seiner Theorie widmen. Sie wurde 1916 in der endgültigen Form vorgestellt. Die Allgemeine Relativitätstheorie ist eine umfassende Gravitationstheorie, welche Einstein den Beinamen „Newton des 20. Jahrhunderts“ einbrachte da sie dessen Gravitationstheorie verallgemeinert. Alle Theorien Einsteins wurden durch zahlreiche Experimente glänzend bestätigt.

Seine weiteren Arbeiten widmete Einstein der Schaffung einer einheitlichen Feldtheorie, welche alle Felder der Physik einheitlich beschreiben und damit zusammenfassen sollte. Dies gelang ihm nicht, was man jedoch keinesfalls auf ein Erlahmen seiner Kreativität zurückführen darf, da das Problem bis heute ungelöst ist, obwohl sich viele der bekanntesten Physiker fortwährend damit beschäftigen

Albert Einstein

 

Albert Einstein    1879 - 1955

 

 

 

Max-Planck-Inst. Potsdam          MP-Inst. für Gravitationsphysik

 

 

 

 

 

 

Philipp Reis     Erfinder

 

 

 

Philipp Reis

 

Philipp Reis     1834 - 1874

Philipp Reis, der Erfinder des Telefons, wurde 1834 in Gelnhausen als Sohn eines Bäckers geboren. Nach dem Tod beider Eltern kam das 10-jährige Waisenkind in das Institut Garnier in Friedrichsdorf, als 14-jähriger in eine Handelsschule in Frankfurt und als 16-jähriger in eine kaufmännische Lehre bei einem Farbenhandelsgeschäft in Frankfurt. In Frankfurt hatte er Gelegenheit sich zunächst neben seiner Haupttätigkeit, später dann voll in einer Polytechnischen Vorschule und beim Physikalischen Verein physikalisches Wissen zu erwerben. Sein Ziel war der Beruf des Lehrers, welches er mit dem Eintritt in das Institut Garnier auch erreichen konnte. Er beschäftigte sich mit dem Bau von Geräten zur Unterstützung seines Physikunterrichtes, unter anderem mit einem Modell zur Arbeitsweise der Gehörorgane. Was dabei herauskam sagen am besten seine eigenen Worte :

„Durch meinen Physikunterricht dazu veranlaßt, griff ich im Jahre 1860 eine schon früher begonnene Arbeit über die Gehörwerkzeuge wieder auf und hatte bald die Freude, meine Mühen durch Erfolg belohnt zu sehen, indem es mir gelang, einen Apparat zu erfinden, durch welchen es möglich wird, die Funktion der Gehörwerkzeuge klar und anschaulich zu machen, mit welchem man aber  auch Töne aller Art durch den galvanischen Strom in beliebiger Entfernung reproduzieren kann. Ich nannte das Instrument Telefon“.

Dieses Instrument wurde dem Physikalischen Verein Frankfurt im Oktober 1861 vorgestellt, fand aber außer freundlicher Beachtung kein weiteres Interesse. Reis ließ Modelle bauen, die in alle Welt geliefert wurden und als Experimentierobjekte und Bestandteil wissenschaftlicher Sammlungen dienten, in Deutschland aber keine weitere Verwertung fanden.

1875 reichte der Amerikaner Alexander Graham Bell eine Patentschrift auf das von ihm entwickelte Telefon ein. Er anerkannte, die Arbeiten von Philipp Reis gekannt und weiterentwickelt zu haben.

 

 

 

Erfinder Philipp Reis

 

 

 

 

 

 

Josef von Fraunhofer    Erfinder und Physiker

 

 

 

Josef von Fraunhofer ist ein Paradebeispiel eines kreativen Menschen, dessen intellektuelle Hilfsmittel zur Realisierung seiner Pläne vollständig aus autodidaktisch erworbenem Wissen stammen. Das elfte Kind eines Glasers aus Straubing verlor früh beide Eltern und kam als Lehrling zu einem Münchner Glasschleifer. Er fand Zeit, sich mit den theoretischen Grundlagen der Optik zu befassen. Durch Vermittlung des Kurfürsten  von Bayern trat Fraunhofer in das Optische Institut von J. Utzschneider ein, dessen Leiter er bald wurde. Er erfand neue Glasschmelzverfahren für schlierenfreie Optiken und Glassorten, die den Farbfehler optischer Abbildungssysteme korrigieren konnten sowie neue Schleifverfahren für Glas. Fraunhofer befaßte sich auch mit dem Bau von Fernrohren und der Herstellung von Komponenten hierzu einschließlich der Montierung; diese stellt ein wichtiges Element für den Fernrohrbetrieb dar, weil damit die Beobachtung unter Einfluß der Erddrehung stabilisiert wird.

Die Fraunhofersche Beugung ist ein fester Begriff in der Physik und erklärt die sich unter bestimmten Bedingungen vollziehende Beugung des Lichtes an Materie, ein Vorgang, der von Fraunhofer ausführlich untersucht wurde. Die experimentellen Voraussetzungen dazu schuf er selbst mit der Erfindung von Beugungsgittern, zu deren Herstellung mit Diamantspitzen feine Linien in Glas im Abstand der Größenordnung der Lichtwellenlänge eingeritzt werden.

Ein für die Physik grundlegender Fortschritt war die  Entdeckung der dunklen Linien im Sonnenspektrum, die heute seinen Namen tragen. Diese Absorptionslinien sind Referenzlinien fester Wellenlänge, die seitdem zur genauen Auswertung von Spektren herangezogen werden. Die damit in Zusammenhang stehende Erfindung des Spektroskops geht auf Fraunhofer zurück. 1819 zog er mit dem Institut nach München, wurde Professor und in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Josef von Fraunhofer ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie permanente Kreativität aus den Anforderungen der täglichen Arbeit erwächst und zu  allgemein anerkanntem und nutzbarem Wissen führt.

Josef von Fraunhofer

 

Josef von Fraunhofer     1787 - 1826

 

 

 

Physiker

 

 

 

 

 

 

Richard Wagner     Dichter und Komponist

 

 

 

Richard Wagner

 

Richard Wagner  1813 - 1883

Künstlertum und Kreativität sind immer eng miteiander verbunden; in besonderem Maße trifft dies auf Richard Wagner zu, der nicht nur Komponist, sondern auch Dichter und als Begründer der Bayreuther Festspiele außerdem Unternehmer war. Von Schopenhauer stammt sogar die uns heute erheiternde Bemerkung, er halte Wagner als Dichter für großartig, das Komponieren solle er aber besser lassen.

Sein Schlüsselerlebnis hatte der 16-jährige Wagner, als er die damals berühmte Sängerin Schröder-Devrient in Beethovens Fidelio erlebte und den Entschluß seines Lebens faßte, Musiker zu werden. Er machte erste Kompositionsversuche, von denen zwar nur wenige erhalten sind, die aber zeigen, daß er mit den Regeln des Komponierens umgehen konnte, ohne vorher eine entsprechende Ausbildung gehabt zu haben. Woher kam diese Fähigkeit ? Bekannt ist, daß er die Partitur von Beethovens 9.Symphonie abschrieb, um sich mit dem kompositorischen Aufbau vertraut zu machen; aber kann dies jemand tun, der nicht schon mit Grundkenntnissen des Komponierens vertraut ist ? Ab 1831 studierte Wagner zwar an der Universität Leipzig Musik, jedoch war dieses Studium nach eigener Aussage für ihn weniger ergiebig als ein Privatunterricht bei dem Thomaskantor Weinlig. Dieser entließ Wagner bereits nach 6 Monaten wieder mit der Bekundung, er könne ihm nun nichts mehr beibringen. Nach mehreren sehr bewegten Jahren kam für Wagner ein erster Durchbruch mit der Aufführung seiner Oper Rienzi in Dresden 1942. Es folgten 7 Jahre als sächsischer Hofkapellmeister in Dresden, eine Zeit, die er auch zur Ausarbeitung und Aufführung mehrerer Musikdramen nutzte, bis er 1849 nach Teilnahme am Dresdener Maiaufstand in das Exil nach Zürich flüchten mußte. Hier begegnet uns Wagner zuächst als Theoretiker, der in mehreren Schriften seinen weiteren Schaffensweg als Komponist klärte und der Öffentlichkeit vorlegte; hier sehen wir eine weitere Facette dieser vielseitigen Kreativität. Höhen und Tiefen im Lebensablauf bis hin zur existentiellen Bedrohung folgten, die jedoch eigenartigerweise ohne erkennbaren Einfluss auf den kreativen Prozess blieben. Mit der Arbeit an Tristan und Isolde hatte sich Wagner vorgenommen, ein leicht aufzuführendes Bühnenwerk zu schaffen, dessen Tantiemen seine permanente Geldnot lindern sollten. Un das war am Ende herausgekommen: Ein kompositorisch weit in die Zukunft weisendes Stück, welches nach den Proben zum ersten Aufführungsversuch als „unspielbar“ erklärt wurde und zunächst liegenblieb, bis dann 1865 in München die Uraufführung gelang. War dem Komponisten von seiner eigenen Kreativität ein Streich gespielt worden ? In etwas ruhigere, von Konflikten dennoch nicht freie Bahnen geriet Wagners Leben bei Beginn der Freundschaft mit König Ludwig II von Bayern. Auch diese äußerlich tiefgreifende Lebenswende zeigte keinen bemerkenswerten Einfluß auf seine Kreativität. Der Ablauf der Werkentstehung folgte auffälligerweise eigenen Regeln, bleibt weitgehend unbeeinflusst von äußeren Ereignissen. Wagners Kreativität erreichte neue Höhepunkte mit der Fertigstellung seines Monumentalwerkes Der Ring des Nibelungen und der praktischen Aufführung im selbstgeschaffenen Theater 1876. Nach sechsjähriger Aufführungspause folgte 1982 die Uraufführung seines letzten Werkes Parsifal, von dem manche der Auffassung sind, Wagners Kreativität habe bei dessen Schöpfung ihren Höhepunkt überschritten gehabt. Waren die sonst so kräftig sprudelnden Quellen der Kreativität dabei zu versiegen? Wir wissen es nicht, denn 7 Monate nach der Aufführung seines Weltabschiedswerkes, wie Wagner selbst seinen Parsifal nannte, verstarb er während der Arbeit an einem Aufsatz.  

Albert Ott

 

 

 

Richard-Wagner-Festspiele                                           E-Mail an Albert Ott

 

 

 

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